„Wo liegen eigentlich die Azoren?“
wurde ich immer wieder gefragt, als ich von meinem nächsten Urlaubsziel erzählte. Gefolgt von Grübeln und Schulterzucken, wenn ich dem Fragenden die Lage dann beschrieb. Meist half dann nur ein gemeinsamer Blick auf die Karte. Wo Mallorca auf der Weltkarte zu finden ist, Kreta, Korfu oder Teneriffa, das ist vielen bekannt, doch die Azoren sind den meisten Menschen eher fremd. Noch.
Noch sind die AZOREN nicht auf dem Urlaubsradar sichtbar. Noch ist es ein Urlaubsparadies abseits der großen Touristenströme, beinahe ein kleiner Geheimtipp für alle, die es ruhiger und unberührter mögen. Nur wenige Urlauber erwählen die kleine Inselgruppe im Atlantik zu ihrem nächsten Reiseziel.
Wir waren zwei dieser wenigen Menschen und verbrachten 2017 unseren Sommerurlaub auf diesem schönen Fleckchen Erde. 14 volle Tage wollten wir vor allem Eines: Ruhe, Entspannung, viel Natur, gutes Essen. Die AZOREN sollten uns jeden dieser Wünsche erfüllen.
Die AZOREN umfassen neun größere und mehrere kleinere Inseln und liegen mitten im Atlantik. Zwischen den einzelnen Inseln lässt sich schnell und einfach per Fähre oder Flugzeug reisen. Da wir unseren Urlaub aber vor allem stressfrei und ohne großen Planungsaufwand wollten, entschieden wir uns nur auf SAO MIGUEL zu bleiben. SAO MIGUEL, ist die größte der Azoreninseln. Auf ihr befindet sich die Hauptstadt PONTA DELGADA. 126.000 Einwohner leben hier. SAO MIGUEL besitzt wunderschöne Kraterseen, brodelnde Quellen im Gebiet von FURNAS, die einzige Tee- und Ananasplantage Europas und eine wunderschöne Steilküste im Gebiet um NORDESTE. Also reichlich Ausflugsziele und genügend Abwechslung, um dort eine längere Zeit zu verweilen.
Interessant war bereits die Suche nach einer Unterkunft im Vorfeld. Wir sind beide keine großen Liebhaber von Hotels sind, sondern bevorzugen die Ferienwohnung. Die Anzahl an Ferienhäusern oder Appartements vor Ort ist relativ überschaubar. Hotels finden sich deutlich mehr bei der Internetrecherche. Auch was die Übernachtungspreise anging war ich überrascht. Zwischen 40€ und 60€ die Nacht in der Ferienwohnung. Ab 80€ aufwärts im Hotel. Ein gutes Mittelmaß, in der Nebensaison. Wir buchten im Vorfeld zwei verschiedene Ferienwohnungen: eine im Osten, eine im Westen der Insel, und wollten von dort aus täglich zu verschiedenen Ausflugszielen aufbrechen.
Wir flogen Mitte September von Stuttgart nach PORTO und von Porto nach SAO MIGUEL. Es war mein Geburtstag und ich freute mich ihn im Anflug auf die grüne Atlantikinsel genießen zu können. Der kleine Flughafen in PONTA DELGADA war angenehm, drei Terminals, kaum Absperrungen, die Mietwagenstationen direkt im Terminal. Wir durften aussteigen und zu Fuß ohne großes Gezeter über die Landebahn zum Hauptgebäude, um unser Gepäck abzuholen. Man stelle sich die Situation an einem deutschen Flughafen vor. Undenkbar.
Das erste was einem beim Verlassen der Flughalle auffällt sind die riesigen Hortensienbüsche am Wegesrand. Keine kleinen Blüten und ein bisschen Blattwerk, nein, meterhohe Büsche mit kräftigen blauen und weißen Blüten umrahmen die Straßen. Besonders im Juli und August tauchen sie die ganze Inseln in ein angenehmes Ozeanblau. Jetzt im September waren einige Sträucher schon verblüht, doch nichtsdestotrotz konnte man erahnen wie opulent die Pracht noch vor einigen Wochen gewesen sein musste. Dabei sind Hortensien nicht einmal auf den Azoren heimisch. Sie wurden im 19 Jahrhundert aus Fernost von Fischern importiert und gedeihen seither prächtig.
Neben der Hortensie sticht eine große Grünpflanze mit gelber Blüte und süßlichem Duft ins Auge … und in die Nase. Später fanden wir heraus, dass es sich dabei um wilden Ingwer handelt. Ein beeindruckendes Gewächs, denn man kennt ja nur die Ingwerwurzel aus dem Supermarkt. Beeindruckend auch deshalb, da sich der wilde Ingwer mit seinen flachen Rhizomen dramatisch seinen Weg sucht und immer stärker ausbreitet. Das einstige Importgewächs dominiert mittlerweile die Inselflora und vertreibt andere Pflanzenarten. Ein wenig beunruhigend, aber gleichzeitig wunderschön anzusehen. Beide Pflanzen sollten uns die ganze Urlaubszeit begleiten.

Die Insel SAO MIGUEL ist vulkanischen Ursprungs. So ist es nicht verwunderlich, dass schwarzes Lavagestein und auch schwarzer Sand an den Stränden die Insel farblich dominieren. Dagegen steht das satte Grün der Wälder, die sich über die Insel erstrecken. Farne in verschiedenen Farben und Größen, Moose und viele immergrüne Pflanzen ergeben zusammen einen bunt-grünen und feucht-tropischen kleinen Dschungel. So etwas hatte ich bisher noch nicht gesehen. Fast ein bisschen so, wie ich mir Hawaii vorstelle. Ein weiteres absolutes Traumreiseziel von mir.

Drei Gepäckbänder, kaum Mitreisende, schnell hatten wir nach der Landung alles gefunden. Haupt-Autovermieter auf der Insel ist ILHA VERDE. Auch wir hatten hier unseren Mietwagen reserviert. Wir bekamen das günstigste Modell, einen Fiat 500, und schon konnte die Reise losgehen. Björn sah so lustig groß in diesem kleinen Wagen aus. Platzprobleme bekamen wir trotz 2 Koffern und dem Lebensmitteleinkauf für die erste Woche nicht. Für die Straßensituation vor Ort reichte der kleine Fiat gut aus. Nur wenn es bergig wurde, schnaufte die Karre und wir mit ihr den Berg hinauf. Überholmanöver ließen wir ebenfalls aus. Wir bewegten uns einfach gemütlich über die Insel. Wir wollten es ja auch ruhig angehen.
Unsere erste Unterkunft lag an der RIBEIRA GRANDE, etwa in der nördlichen Mitte der Insel. Der Ort, wo wir die erste Woche verbringen sollten hieß RABO DE PEIXE. Im Flugzeug hatte mir Björn aus unserem Reiseführer zu diesem Ort vorgelesen. Bekannt war RABO DE PEIXE wohl vor allem aufgrund seines unangenehmen Geruchs. In dem kleinen Ort gibt es eine Thunfischfabrik, die für die etwas strengen Fischgerüche verantwortlich sein sollte. Na super, das hatte ich bei der Buchung der Unterkunft wohl übersehen. Zum Glück rochen wir bei unserer Ankunft keine Fischdüfte und auch während unseres gesamtem Aufenthaltes konnten wir diese Aussage nicht bestätigen. Die RIBEIRA GRANDE mit ihren Steilküsten erwies sich als völlig gestankfreie Region, mit einem wunderbaren Strand (SANTA BARBARA BEACH) mit schwarzem Sand und vielen Surfern.
Vom Flughafen waren es gerade mal 20 Minuten bis zu unserer Unterkunft. Auf der fahrt dorthin war ich erstaunt über die gut gepflegten Straßen. Selbst in Deutschland fährt man auf vielen Strecken nur noch von Schlagloch zu Schlagloch. Das letzte Mal waren die Straßen so perfekt als wir in Norwegen waren, doch dort zahlt man Mautgebühr und eine gut befahrbare Autobahn ist ein Muss. Auf SAO MIGUEL waren die Straßen mautfrei, sauber, ordentlich und meist frisch geteert und ohne Mängel. Gepflegt waren auch die Pflanzen am Wegesrand. So ordentlich hatte ich mir das nicht vorgestellt. Wo war jetzt die unberührte Natur, die uns im Reiseführer versprochen wurde. Diese sollten wir noch bekommen, bei unseren Wanderungen auf der Insel…
Dieser Artikel ist nicht werbefinanziert. Die Auswahl der hier genannten Attraktionen und Tipps lag ausschließlich bei mir.
Kann ich nur bestätigen: Tolle Insel mit wunderschöner Landschaft. Und in diesem Artikel sehr gut beschrieben. Bin gespannt wie es weitergeht!!!