something green

Kampf dem Brombeerdschungel!

27. Januar 2018
all-the-somethings-Brombeerhecke

„Wir machen das“, sagt Björn. „Ich glaube, das könnte richtig gut werden“.

Ich blicke noch einmal auf die Fotos, die wir von unserem ersten Besuch auf dem 16 Ar großen Grundstück gemacht haben: Grünes Gestrüpp wohin man schaut, wilde Brombeerhecken, verwachsene Büsche, Sträucher und Bäume, überdimensionale Hecken – Das wird richtig viel Arbeit, denke ich etwas verunsichert, doch ich merke wie sich tief in mir eine wohlig-warmes Gefühl breit macht. Das grüne, wilde Ungetüm hat mein Herz erwärmt.

„Ok, wir machen das. Ich bin dabei. Das wird unser Projekt!“

Wir fahren die steile Straße hinauf und biegen auf den schmalen Schotterweg ein, vorbei an dem kleinen Wasserlauf, links und rechts die Streuobstwiesen, Gartenlauben und Zäune. Vieles steht leer, kaum eine Menschenseele zu sehen. Es ist August, 30 Grad im Schatten, wunderbares Sommerwetter. Eigentlich sollten die Gärten doch voller naturliebender Menschen sein?

Als wir an unserem Gartenstück parken und uns die Nachbarschaft etwas genauer ansehen wird klar: Wir sind hier komplett für uns. Hier sind nur selten andere Menschen unterwegs. Die Brombeersträucher vom Nachbarn gegenüber sehen nicht weniger wild und üppig aus als unsere, die Apfelbäume vom Nachbarn rechts hängen über und über voll mit reifen Früchten, die keiner erntet. Nur die Parzelle links neben unserem Garten hat vor Kurzem einen Rasen- und Baumschnitt bekommen und schmückt sich mit einem schön gepflegten, riesigen, blühenden Rhododendron.

Ruhig ist es hier. Ich lausche. Außer dem Vogelgezwitscher nichts zu hören. Wunderbar!

Wir schnappen uns die Wander- und Handschuhe und schreiten durch das kniehohe Gras zur Tat. Erst vor einer Woche haben wir die Schlüssel für unseren Garten erhalten. Wir konnten es die ganze Woche kaum erwarten loszulegen.

Wir bahnen uns erneut den Weg zum kleinen Gartenhaus. Von hier aus werden wir uns „rausgraben“, so der Plan. Mit der Heckenschere schneiden wir uns die Wege rund um das Häuschen weiter frei. Schnitt für Schnitt entstehen neue Laufwege. Der Schweiß rinnt, die Muskeln spannen und ich bereue keinen Sonnenhut mitgenommen zu haben. Die Sonne knallt und die Finger schmerzen, doch wir schneiden weiter fleißig Brombeerstrauch für Brombeerstrauch.

welcome to the jungle!
Welcome to the jungle!
Die Küchenecke nach dem radikalen Heckenschnitt
Die Küchenecke nach dem radikalen Heckenschnitt
Wohin nur mit dem ganzen Schnittgut?
Wohin nur mit dem ganzen Schnittgut?

Wahnsinn wie dick solch ein Brombeerstrauch im Durchmesser sein kann. Aus Kindertagen kenne ich nur die kleinen Sträucher in Omas Garten. Dünne, zarte Ranken, mit ein paar wenigen Stacheln, dafür aber mit reichlich Beeren daran. Das was wir hier mühevoll kleinschneiden, rausrupfen und ausgraben ähnelt eher kleinen Bäumen. Und nicht nur die Ranken sind beeindruckend. Auch die Wurzeln können sich sehen lassen!

„Schau mal, ich habe ein Alien ausgegraben“, schreie ich durch den halben Garten.

Noch bin ich voller Eifer, Energie und Tatendrang, auch wenn ich allein an diesem Wurzelwerk einen 20-Minuten-Kraftakt vollbracht habe. Nimm das, Brombeerdschungel!

Bei solchen Brombeerzweigen braucht es anderes Werkzeug als die Gartenschere
Bei solchen Brombeerzweigen braucht es anderes Werkzeug als die Gartenschere
Ausgegrabene Brombeerwurzel
Ausgegrabene Brombeerwurzel

Über die Jahre hinweg haben sich die Brombeeren auf dem gesamten Grundstück ausgebreitet. Nach der zweiten und dritten Wurzel verlassen mich so langsam die Kräfte und ein bisschen auch der Mut. Ob wir das in den Griff bekommen werden? Ich nehme mir vor abends direkt einmal nachzusehen, wie man Brombeeren dauerhaft loswerden kann. Wir können doch nicht jede einzelne Wurzel ausgraben…

Brombeerpflanze mit Früchten
Brombeerpflanze mit Früchten

Der Haufen mit dem Grünschnitt wächst und wächst, doch die Hecken und Sträucher werden kaum weniger. Nach gut 5 Stunden harter Gartenarbeit spüre ich meine Finger kaum mehr. Die ersten Blasen und Schwielen zeigen sich an meinen Händen. Auf der nächsten Wunschliste für den Geburtstag oder Nikolaus oder für wen auch immer, wird auf jeden Fall eine elektrisch betriebene Heckenschere stehen. Da wir hier am Hang allerdings keinen Strom und im übrigen auch kein fließend Wasser haben, wird es wohl eine Heckenschere mit Akku werden. Aber alles andere ist besser, als weiter manuell diesen Ungeheuern den Kampf anzusagen.

Kampf dem Dschungel!
Kampf dem Dschungel!
Endlich sind die Laufwege wieder frei
Endlich sind die Laufwege wieder frei

Wir bahnen uns an diesem Wochenende immer weiter den Weg durchs dicke Geäst. Am Sonntagnachmittag haben wir den Weg bis zur Pergola tatsächlich geschafft.

„Das ist ja eine Rose und keine Brombeere“, sage ich und kann die Heckenschere gerade noch zurückhalten.

Zwischen all dem Dornengestrüpp hätte ich die rote Rose, die an der Pergola wächst, beinahe übersehen. Ich binde sie mit einem Strick vorsichtig an dem Holzbalken fest und freue mich das erste überlebende Pflänzchen in diesem Garten gefunden zu haben. Ein kleines Erfolgserlebnis.

„Wir haben auch einen Rhododendron“, höre ich Björn aus dem oberen Teil unseres „Kleinods“ rufen.

„Und einen Kirschbaum, aber ich glaube der ist schon lange hinüber“.

Wir finden noch zwei Quittenbäume und einen Apfelbaum, die sogar Früchte tragen. Auch den Obstbäumen sieht man die jahrelange „Freiheit“ an. Der Apfelbaum trägt nur sehr kleine Früchte, dafür umso mehr ineinander verzweigte Äste und Blattwerk, die den Früchten den wichtigen Lebenssaft zum Wachsen entziehen. Die Quittenbäume sehen ähnlich aus. Beides braucht dringend einen drastischen Rückschnitt.

Unsere ersten Äpfel
Unsere ersten Äpfel
Unser Apfelbaum vor dem Rückschnitt
Unser Apfelbaum vor dem Rückschnitt
Quittenbaum mit Früchten
Quittenbaum mit Früchten

Doch wie schneidet man denn einen Apfelbaum und wann? Und ist das normal, dass Quitten diese weiße, mehlige Schicht auf den Früchten haben?

Diese Fragen beschäftigen mich abends, als ich nach diesem arbeitsreichen Wochenende körperlich völlig erledigt, aber wahnsinnig glücklich ins Bett falle.

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